Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

07.08.2020 Falk Liedtke

Seilerbahn, Teil eines Seilerhandwerksbetriebs, Glandorf, 1850er-Jahre Holzständerwerk, Ziegelstein, Kalkputz, Glas; Länge rund 82 Meter, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Seilerbahn

Eine lange Geschichte

In einer Seilerei fertigt ein Seiler mithilfe spezieller Geräte aus Pflanzenfasern wie Hanf oder Flachs verschiedene Seile an. Dabei gehen ihm Lehrlinge oder Hilfskräfte, häufig Kinder, zur Hand. Charakteristisch ist die Länge des Gebäudes, denn der Seiler benötigt bei der Herstellung von langen Seilen viel Platz. In diesem Gebäude kann ein Seiler bis zu 50 Meter lange Seile schlagen.

Erstmals erwähnt wird die im Freilichtmuseum präsentierte Seilerbahn 1856 als Besitz von Ignatz Hannewinkel. Ihre letzten Betreiber waren Mathilde und Franz Lefken, die die Werkstatt von Mathildes Vater übernommen hatten. Von 1914 bis 1964 war das Gebäude in Familienbesitz. Um die besondere Architektur sowie das Inventar dieses aussterbenden Handwerks zu bewahren, wurde das Gebäude nach der Betriebsaufgabe abgebaut und 1967 im Freilichtmuseum wieder errichtet. Zu der Werkstatt gehörten noch eine weitere Seilerbahn, ein Zwischenbau mit Pack- und Lagerraum, eine Trockenbahn, ein Hofraum sowie ein Wohnhaus und ein Stallgebäude. Diese wurden jedoch nicht ins Museum übernommen.

Im 19. Jahrhundert war das Seilerhandwerk ein aufblühendes Gewerbe. In Glandorf bei Osnabrück, dem Herkunftsort der Werkstatt, gab es 1833 zwei Seilereien. Bis zum Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl auf zwanzig Betriebe an. Doch nach 1945 begann der Niedergang dieses Handwerks in Deutschland. Durch die Massenproduktion von preiswerteren Seilen und Tauen in Fabriken verlor die handwerkliche Herstellung an Bedeutung.

Julia Setter