Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

28.08.2020 Falk Liedtke

Fass, Dortmunder Aktien-Brauerei Holz, Metall; H. 49 cm; Ø 44 cm, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Bierland Ruhrgebiet

Fass

Die Fassdauben und die Bretter der Fassböden dieses Bierfasses wurden aus Eichenholz maschinengesägt. Die vier Fassreifen bestehen aus Eisen, sind schwarz lackiert und doppelt vernietet; zwischen den Nieten ist die Zahl „39“ eingeschlagen. An der Seite des Fasses befindet sich das offene Spundloch mit Innengewinde. In die Deckel geradlinig eingeschnitzt wurden „DAB“ (für Dortmunder Actien-Brauerei), darunter die Fasszahl „5 1 6 9 1“ und darunter parallel zum runden Rand „DORTMUND“. Auf beiden Deckeln finden sich an den Rändern grüne Farbreste. Auf einem Deckel ist zwischen den beiden geraden Zeilen eine runde Metallplatte eingelassen, auf der am Rand „l“ (für Liter) eingraviert und „DRP“ (für Deutsches Reichspatent?) eingeschlagen ist. In die Metallplatte sind drei Metallblöcke eingelassen, zwei nebeneinanderstehend mit den erhobenen Ziffern „3“ und „8“ (zusammengesetzt die Literangabe: 38) und einer, darunter angebracht, mit der Zahl „69“. Zwischen den eingeschnitzten Ziffern und dem Wort „DORTMUND“ bildet eine Metallbuchse das Zapfhahnloch. Der andere Deckel zeigt zwischen den eingeschnitzten Beschriftungen zweimal die kleine eingeschlagene Zahl „39“.

Bier und Ruhrgebiet gehör(t)en zusammen. Das Bierfass symbolisiert die heimliche deutsche Bierhauptstadt Dortmund, den technischen und den wirtschaftlichen Wandel. Er begann in den 1840er-Jahren, als in Dortmund die untergärige, die „baierische“ Braumethode eingeführt wurde, und setzte sich mit der im Zuge der Industrialisierung aufkommenden Großbrauereien fort. Die „Dortmunder Actien-Brauerei vormals Herberz & Co.“, kurz: DAB, entstand am 16. September 1872 aus der 1868 gegründeten „Dortmunder Bierbrauerei Herberz & Co.“ 1872/73 produzierte sie mit 54.671 Hektolitern nahezu die Hälfte des in Dortmund gebrauten Bieres; 1959 war sie die zweite deutsche Brauerei mit einem Jahresausstoß von einer Million Hektolitern. Zwischen 1959 und 1963 tauschte die DAB alle Holzfässer gegen leichtere Alu-Fässer aus.

Gitta Böth