Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

25.09.2020 Falk Liedtke

Friedrich Klemm: Technik. Eine Geschichte ihrer Probleme, Freiburg, München, 1954 Druck/Papier; H. 23 cm, B. 15 cm, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Der Pionier

Friedrich Klemm: Technik

1954 legte der Physiker und Bibliothekar Friedrich Klemm die erste Gesamtdarstellung zur Geschichte der Technik vor, die den strengen Anforderungen der Geschichtswissenschaft entsprach. Anders als viele seiner Vorgänger wählte Klemm für sein Werk ein geschichtswissenschaftliches Ordnungssystem. Beginnend mit der griechisch-römischen Antike über Mittelalter, Renaissance und Barock verfolgte er die Entwicklung der Technik bis in die Gegenwart. Zeittypisch für die 1950er-Jahre beschloss Klemm seine Studie mit einem Ausblick auf die seinerzeit aktuellen Technologien, Automation und Atomkraft.

Die von Friedrich Klemm gewählte Periodisierung der Technikgeschichte entstammte den Geisteswissenschaften. Das war seinerzeit sensationell. Klemm legte bewusst keine maschinentechnische Entwicklungsgeschichte vor, sondern ordnete stattdessen die Geschichte der Technik in die Entwicklung der Kultur ein. Klemm fragte danach, wie die Kultur und die Ideen einer Zeitepoche sich auf die Entwicklung der Technik auswirkten und wie umgekehrt die Technik gesellschaftliche Entwicklungen beeinflusste.

Die 1950er-Jahre bildeten den Wendepunkt in der Etablierung der Technikgeschichte als Forschungsgegenstand an Hochschulen und Museen. Sechs Jahre nach Veröffentlichung des Grundlagenwerks von Klemm gründete der LWL das Freilichtmuseum Technischer Kulturdenkmale in Hagen und ebenfalls 1960 empfahl der deutsche Wissenschaftsrat nach dreijähriger Vorarbeit die Einrichtung der beiden ersten technikhistorischen Lehrstühle an den Universitäten in München und Bochum.

Lutz Engelskirchen