Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

27.11.2020 Falk Liedtke

Zylinder-Nähmaschine, Dürkopp, Bielefeld, vermutlich 1930er-Jahre, bez. „DÜRKOPP“ „Kl. 18-3“ Gusseisen, Metall, Leder; H. 120 cm, B. 93 cm, T. 57 cm, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Schnelligkeit und Präzision

Zylinder-Nähmaschine

Die Nähmaschine ist so konstruiert, dass ein Arbeitsstück über den Zylinder gezogen und rund genäht werden kann. Unterhalb des Zylinders ist ausreichend Platz für die Bearbeitung größerer Objekte. Die Maschine wird über ein Trittpedal angetrieben, die Beleuchtung erfolgt elektrisch. Nähmaschinen dieser Bauart werden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Schuhmachereien, Sattlereien und Polsterbetrieben genutzt.

Die Erfindung der Nähmaschine setzte einen hohen Stand des Maschinenbaus und der Fertigungstechnik voraus. Maschinen konkurrierten seit 1850 in Schnelligkeit und Präzision mit der Handarbeit. Schuhmacher konnten damit besonders gerade Nähte fertigen. Allerdings kamen Maschinen in kleineren Werkstätten nur sehr allmählich in Gebrauch. Dagegen wurden sie in der entstehenden großindustriellen Produktion massenhaft eingesetzt. Wegen der unterschiedlichen Ansprüche bot die Firma Dürkopp die Nähmaschine „Kl. 18“ in zwei Versionen an: 1931 kostete sie mit Kniehebel 230,- Reichsmark, der Kniehebel diente in der Industrie zur Steuerung des elektrischen Antriebs. Der Preis für die ausgestellte, für den Einsatz im Handwerk konzipierte Maschine ohne Motor lag bei 293,- Reichsmark. Das entsprach mindestens einem Zehntel des Jahreseinkommens einer durchschnittlichen kleinen Werkstatt in diesem Zeitraum. Die meisten Betriebe widmeten sich spätestens seit den 1950er-Jahren Reparaturarbeiten. Sie waren wenig kapitalkräftig und konnten sich wegen der hohen Energie- und Beschaffungskosten kaum einen elektrischen Antrieb leisten. Beim individuellen Ausbessern von Schuhen war zudem die Geschwindigkeit beim Nähen zweitrangig.

Anke Hufschmidt