Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

25.12.2020 Falk Liedtke

Boston-Tiegel, Hogenforst, Leipzig, um 1900 Metall, Gummi; H. 154 cm, B. 30 cm, T. 60 cm, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Einfach und praktisch

Boston-Tiegel

Für kleinere Auflagen im Buchdruck (Hochdruck) wurden einfache und praktische Handpressen eingesetzt. Eine dieser zunächst handbetriebenen Buchdruckerpressen ist die Boston-Presse. Sie wurde 1867 von William Golding (1845–1906) in Boston (USA) konstruiert. Ein Vorläufermodell stammt von Isaac Adams (1802–1883) aus dem Jahre 1833. Das Besondere an dem Boston-Tiegel ist das platzsparende senkrechtstehende Fundament mit dem klappbaren Tiegel.

Der Vorteil der Boston-Tiegelpressen liegt darin, dass das Einfärben der Druckform und das Drucken mit einer Hebelbewegung über eine zentrale Mechanik geschieht. Das selbstdrehende Tellerfarbwerk garantiert ein gleichmäßiges Einfärben der Walzen. Diese übertragen die Druckfarbe auf die Druckform. Nur das An- und Ablegen der Papierbogen ist noch Handarbeit. Nach 1900 wurden Boston-Tiegel auch mit einem Fuß- oder Motorbetrieb ausgestattet.

Boston-Tiegelpressen wurden zur Herstellung einfacher Drucksachen, sogenannter Akzidenzien, z. B. Einladungen oder Trauer- und Visitenkarten, eingesetzt. Insbesondere kleine und mittelgroße Druckereien konnten sich die Anschaffung der preisgünstigen Presse leisten. Der Boston-Tiegel ist eine der meistgebauten Druckerpressen.

Hubert Köhler