Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

15.01.2021 Falk Liedtke

Meisterbrief, C. Kunze, ausgestellt von der Handwerkskammer Dortmund, 22. Februar 1939 zweifarbiger Vordruck mit handschriftlichen Eintragungen/Papier, Holz, Glas, Metall; H. 51,5 cm, B. 65,5 cm, T. 2,4 cm (Rahmenmaße), Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Typisch deutsch!

Meisterbrief

Der Meisterbrief wurde 1939 von der Handwerkskammer zu Dortmund dem Bäckermeister Wilhelm Schiffer, geboren am 7. November 1911 in Dortmund-Aplerbeck, im Alter von 27 Jahren verliehen. Damit war er berechtigt, Lehrlinge im Bäcker-Handwerk auszubilden, den Titel „Meister“ zu tragen und einen eigenen Betrieb zu eröffnen. Voraussetzung hierfür waren – damals wie heute – der Gesellenabschluss des jeweiligen Handwerks, eine mehrjährige Gesellenzeit sowie die Teilnahme an einem Meisterkurs, der mit einer theoretischen und praktischen Prüfung abgeschlossen wird.

Der Meisterbrief repräsentiert den höchsten institutionellen formalen Abschluss in Handwerksberufen. Dabei handelt es sich um ein deutsches Phänomen, dessen Ursprung in der zünftigen Organisation des Handwerks im Mittelalter liegt. Die Verwendung von dekorativen Elementen wie verschnörkelten Initialen oder Siegeln verweist auf die lange Tradition dieser Briefe. Die Imitation von Pergamentpapier, die Verwendung der Fraktur-Schrift und verzierter Initialen sind Mittel, mit denen Merkmale von Urkunden, wie sie vor dem Aufkommen von Vordrucken verwendet wurden, nachgeahmt werden. Die damit verbundene Idealisierung der Vergangenheit könnte als Kompensationsversuch des Bedeutungsverlusts des Handwerks gedeutet werden.

Julia Wilksen