Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

12.02.2021 Falk Liedtke

Elektromotor, Bergmann Electricitäts Werke, Berlin, 1890er-Jahre, bez. „Motor Nummer 4504“ und mit weiteren technischen Angaben Eisen, Kupfer, Messing, Graphit, Gummi, Textil; H. 45 cm, B. 60 cm, T. 50 cm, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Maschinenkraft statt Handkraft

Elektromotor

Der Drehstrommotor der Firma Bergmann leistete drei PS. Die Einspeisung des Stromes in den Motor erfolgte über die links im Bild erkennbaren Grafitkontakte. Das runde Motorgehäuse ist aus Gusseisen hergestellt, die Motorwicklungen sind aus Kupfer. Deshalb wiegt der Motor rund 45 Kilo. Ausgangsseitig ist an der Motorwelle eine eiserne Transmissionsscheibe befestigt. Von hier aus übertrug ein Transmissionsriemen die Motorkraft zu den Maschinen. Der Motor ist auf Schienen montiert. Damit konnte seine Position verhältnismäßig leicht verändert werden, was notwendig wurde, wenn die Länge des Treibriemens sich veränderte.

Die Einführung von Elektromotoren markiert einen Wendepunkt in der Geschichte vieler Handwerke: In großen Betrieben ergänzten Elektromotoren die Wasserkraft als Antriebskraft. Vor allem in den kleineren Werkstätten trat mit dem Elektromotor nun erstmals eine Kraftmaschine neben die ausschließlich verwendete Handkraft und vervielfachte die Leistung des Betriebes. Wie in einer Fabrik wurden in den Werkstätten die Maschinen über Transmissionen zunächst von einem zentralen Motor angetrieben. Mit dem Fortschreiten der Motorentechnik erhielt ab Mitte des 20. Jahrhunderts jede Maschine ihren eigenen Antrieb.

Der Bergmann-Motor ist wegen seiner Herstellerfirma ein historisches Dokument: Der Unternehmensgründer Sigmund Leonhard Bergmann (1869–1927) war 18-jährig als Hilfsarbeiter aus Thüringen in die USA ausgewandert und hatte als junger Unternehmensgründer im boomenden Elektromarkt großen Erfolg. In den 1890er-Jahren expandierte Bergmann nach Deutschland und produzierte Motoren, Glühlampen, Turbinen und Elektroausrüstungen. 1912 übernahm Siemens-Schuckert die Firma.

Lutz Engelskirchen