Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

05.03.2021 Falk Liedtke

Hermann Heyenbrock: Dampfhammer, gezeichnet um 1920, sign. „H. Heyenbrock“ Pastell/Pappe; H. 60 cm, B. 79 cm, T. 4 cm (Rahmenmaße), Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Ein Künstler der Arbeit

Hermann Heyenbrock: Dampfhammer

Die Pastellzeichnung von Hermann Heyenbrock (1871–1948) zeigt das Ausschmieden eines Stahlknüppels unter dem Dampfhammer. Es stammt vermutlich aus einer Werkgruppe, die kurz vor 1920 entstand. Die Komposition des Bildes ist eindeutig, sein Mittelpunkt ist der gewaltige Nasmyth-Hammer, die dunstreiche Fabrikhalle wird zur Kulisse. Das durch den Hammer zu bearbeitende Objekt ist der glühende Stahlknüppel, der von links außerhalb der Bildmitte dem Hammer zugeführt wird. Um den Hammer stehen der Hammerführer und seine Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen.

Hermann Heyenbrock, Schüler der Amsterdamer Akademie, ist einer der bedeutendsten Maler der Arbeit Europas. Seine Bilder fangen mit Pathos die Arbeitsatmosphäre in Fabriken und Werkstätten ein und sie tun dies technisch korrekt. Heyenbrock wollte die Arbeit aber nicht verklären, sondern sie als Teil der modernen Kultur ebenso abbilden wie andere Maler dies mit anderen Genres taten. So sind auf diesem Bild die Menschen zwar in ihrem Bezug zum Dampfhammer abgebildet, doch sind sie keine Statisten, sondern handelnde Personen.

Die Arbeit an einem Schmiedehammer war vor der Einführung so genannter Manipulatoren, maschineller Haltehilfen, extrem gefährlich: Mit einer Stahlkette brachten die Schmiede das Werkstück in Position. Die Mannschaft am Hammer musste präzise und konzentriert arbeiten und einander vertrauen. Eine geringe Fehlausrichtung, ein zu fester Schlag konnte den Stahlknüppel unkontrolliert vom Amboss schlagen und alle Teammitglieder schwer verletzen.

Lutz Engelskirchen