Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte
Holzschuhe
Hölzerner Schutz
Neben einem weitgehend fertig gestellten Holzschuh ist ein Rohling zu sehen, der erst in groben Formen kopiergefräst und gebohrt ist. Die Holzschuhmacher arbeiteten aus einem Klotz mit einem Beil zunächst die grobe Form der Schuhe heraus. Danach wurden die Holzstücke in eine Holzschuhbank eingespannt und mit verschiedenen Messern und Werkzeugen vorgeschnitzt. Die Feinarbeiten erfolgten außerhalb der Werkbank. Die Kopierfräse, die seit Ende des 19. Jahrhunderts zum Einsatz kam, rationalisierte die Arbeit: Die Maschine fräste den eingespannten Holzklotz nach einer Vorlage.
Die Schuhe sind aus weichem Laubholz gefertigt, das besonders leicht ist, vermutlich Pappel oder Weide. Sie tragen handschriftlich die Zahl „38“ (0001-9534) bzw. „38 ½“ (0001-9477) und damit die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geläufigen Schuhgrößen. Der Preis der Schuhe richtete sich nach ihrer Größe.
Der Überlieferungszusammenhang der Holzschuhe ist unbekannt. Sie stammen vermutlich aus dem Münsterland. Holzschuhe waren in Westfalen und Lippe bis in das 20. Jahrhundert hinein weit verbreitet. Sie wurden im Haushalt, bei der Arbeit auf leichten und sandigen Böden wie im Münsterland getragen, dienten aber auch im Handwerk und in der Industrie als Arbeitsschuhe. Im Münsterland gab es Fabriken, die den auswärtigen Markt belieferten, aber bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein auch handwerklich organisierte Werkstätten, die für die Kundschaft vor Ort individuell Holzschuhe arbeiteten. Zudem waren Holzschuhmacher nebengewerblich oder als Winterarbeit auch im Lohnwerk tätig, d. h. die Kunden lieferten das Holz, berechnet wurden Arbeitszeit und Werkzeugnutzung.
Anke Hufschmidt